Fünfzehn Jahre lang hatten mein Freund Walter, ein Metallbauer, und ich, ein Schreiner, eine gemeinsame Möbelwerkstatt in Frankfurt-Fechenheim. Um die Jahrtausendwende steckten die digitale Fotografie und das Internet noch in den Kinderschuhen, so mussten wir für unseren Katalog alles noch digital fotografieren und drucken. Zwar hatten wir schon früh eine Website – aber nur wenige nutzten damals das Web. Laptops, Smartphones und Tablets waren noch Zukunftsmusik, zu Kundenterminen schleppten wir immer einen imposanten Katalog mit.
Fotos machten wir mit einer Spiegelreflexkamera, ließen Abzüge machen und scannten sie dann mit einem Flachbrettscanner mehr oder weniger gut ein. Alles in allem ein Riesenaufwand im Vergleich zu heute. Probleme wie Weißabgleich, Beleuchtung (wir schleppten unsere Baustrahler immer mit) und vor allem die Ungewissheit, ob die Bilder überhaupt was geworden sind. Waren nach der Entwicklung die Ergebnisse mau, konnten wir selten die Kunden zu einem neuen Fototermin überreden. Alles in allem war das immer ein Glücksspiel, zumal wir ja Möbelbauer und keine Fotografen waren, uns fehlten das Wissen und die Ausrüstung.
Ich war so froh, als endlich die ersten brauchbaren Digitalkameras auf den Markt kamen! Zwar waren sie noch sehr teuer, aber wir konnten sie uns bei befreundeten Handwerkern ausleihen und der Zeit- und Arbeitsaufwand für unsere Bilder sank rapide. Auch wenn ich heute die analoge Fotografie für künstlerische Arbeiten wieder entdecke und schätzen lerne – für die reine Gebrauchsfotografie vermisse ich sie nicht die Bohne.
Das Foto oben ist übrigens ein Fundstück auf einem alten Dia-Film, der 20 Jahre in einer Kamera vergessen wurde. Auch wenn die Bilder nix mehr sind – ich habe mich über den Fund und dieses „window in the past“ sehr gefreut!