Wie bei so vielen anderen hat auch mir die Corona-Pandemie viele Pläne zerschossen. Dieses Jahr wollte ich mich mehr mit People-/ Portraitfotografie und Reportage beschäftigen und hatte auch schon konkrete Ideen und Projekte. Leider lässt sich das nun nicht umsetzten und ich habe viel Zeit – Zeit zum Lesen, Lernen, zum Ausprobieren.
Viel zu lernen habe ich vor allem beim Thema Bildauswahl. Ob für eine eigene Ausstellung, für Publikationen oder einfach nur für einen Blogeintrag: Es fällt mir schwer, systematisch dabei vorzugehen oder überhaupt eine Ordnung zu finden unter all den Bildern, die ich in einer Vorauswahl gesammelt habe. Ich komme meist zu passablen Ergebnissen, aber das gründet meist nur auf mein Bauchgefühl, warum und weshalb ich eine Auswahl treffe. Ein tieferes Wissen für ein systematisches Vorgehen fehlt mir jedoch.
Auf Youtube stieß ich im Oktober auf eine Lesung von Sebastian H. Schroeder auf der Kwerfeldein-Bühne, auf der er sein neues Buch vorstellte. Lange brauchte ich da gar nicht zuhören – das Buch wurde gekauft.
Und Volltreffer! Ich habe durch das Buch unwahrscheinlich viel gelernt. Einige der theoretischen Grundlagen kam mir schon bekannt vor und manches wusste ich auch, vieles verstand ich aber erst jetzt so richtig und begriff, wie ich das in meiner Arbeitspraxis umsetzen könnte. Sebastian hat eine sehr klare Art, Dinge zu erklären und mit passenden und nachvollziehbaren Beispielen mit Leben zu füllen. Das alles auch noch in einer herrlich unaufgeregten, angenehm lesbaren Sprache, die Lust mach, weiterzulesen.
Auf die Inhalte im Buch will ich hier gar nicht im Detail eingehen, dazu finden sich bessere Rezensionen im Internet, als ich sie schreiben könnte. Für mich jedoch, der ich eh gerne in Serien denke und fotografiere, wird nun klarer, wie und was ich für eine gute Serie, eine gute Geschichte, fotografieren muss und dass es „das eine gute Bild“ so nicht gibt – es muss in den Kontext passen und nur selten ist ein Bild wirklich schlecht, nur am falschen Platz in einer Geschichte. Das Handwerkzeug, um das zu beurteilen und schneller zu meinem Ziel zu kommen, habe ich nun ja.
Sebastian H. Schroeder: „Eins reicht. Fotos gezielt auswählen und präsentieren.“ – dpunkt Verlag, 26,90 €. (https://dpunkt.de/produkt/eins-reicht/)